Seit der Besetzung 1990 gibt es in der Linienstrasse 206 ein lebendiges, politisches Wohnprojekt. In den vergangenen 22 Jahren gab es immer mal neue Eigentümer_innen, die versuchten ihre Vorstellung davon mit dem Haus Profit zu machen umzusetzen. So auch die neuen Eigentümer Frank Wadler und Bernd-Ullrich Lippert: Nach erzwungenen Hausbesichtigungen und diversen von ihrer Seite abgelehnten Gesprächsangeboten kamen jetzt die ersten Abmahnungen, Kündigung und zu einem seit Herbst 2012 anhaltenden Rechtsstreit. Das ist eine klare Kampfansage, die wir selbstverständlich nicht unbeantwortet lassen!
Ein kurzer Abriss der Spekulationsgeschichte der Linienstrasse 206:
Seit der Rückübertragung des Hauses an die Erbengemeinschaft ist es mehrfach verkauft und erworben worden. Die ersten Eigentümer war die HOP Grundbesitz GmbH aus Bremen, ihr Eigentümer Herr Penske, die das Haus für ca. 600.000 DM kaufte. Er hatte die Idee, einen Hotelkomplex in Mitte zu bauen und kaufte das Haus ungesehen. Dies zieht sich auch durch die weitere Verkaufsgeschichte. 2008 wurde das Haus für 430.000 € an die Mirhaj und Steinich GbR verkauft, die versuchte mit fadenscheidigen Gründen die Hausgemeinschaft raus zu werfen, scheiterte allerdings am Protest der Nutzer_innen und ihrer Freund_innen. 2010 kauften die jetzigen Eigentümer, die Lippert und Wadler GbR, das Haus für 600.000 €. Der Preis für die Linie206 hat sich also in den letzten 12 Jahren faktisch verdoppelt, ohne dass sich am Haus praktisch irgendetwas geändert hat!
KeineR der Eigentümer_innen hat etwas in das Haus investiert. KeineR hat sich um den Erhalt dieses schönen Einzelbaudenkmals in Berlin-Mitte gekümmert, ausser uns, den Nutzer_innen! Zweimal bereits haben wir versucht, das Haus zu erwerben und somit endlich, wie bei der Besetzung 1990 gedacht, dem Immobilienmarkt dauerhaft zu entziehen. Beide Male verkauften die Eigentümer_innen kurz vor einer Einigung an andere Interessenten, die sich beide Male als der Hausgemeinschaft gegenüber feindlich-eingestellt herausstellten und das Projekt zerstören wollten. Bisher hat jedoch unser Widerstand und der unserer Freund_innen und Sympathisant_innen ein Ende des Projekts verhindert. Auch jetzt rufen wir zur Unterstützung unseres Projektes auf!
Wir wollen die Linienstrasse 206 dauerhaft als selbstverwaltetes Projekt dem Immobilienmarkt entziehen und sichern. Wir sind bereit dafür für das Haus einen fairen Preis zu bezahlen. Wohnen muss, solange es nicht Umsonst und dies selbstverständlich ist, bezahlbar bleiben und der Immobilienmarkt und seine verquere Logik sollen Menschen nicht vorschreiben dürfen wer wo wohnen kann! Wir sind mit unserer Situation nicht alleine, so wie uns geht es vielen in Berlin und immer mehr Städten in Europa. Die Spekulation mit Wohnraum nimmt immer schlimmere Ausmaße an. Die Aufwertung führt in den ehemals den ärmeren Bevölkerungsschichten überlassenen Innenstadtbereichen zur Verdrängung der ehemaligen Bewohner_innen durch massive Mieterhöhungen. Der immer schneller aufeinander folgende Verkauf von Wohnraum steigert die Immobilienpreise in ungeahnte Höhen, oft ohne dass es an der Immobilie direkt eine Veränderung gibt. Wenn dann eine Eigentümer_in den spekulativen Gewinn verwirklichen will geht dies auf Kosten der Mieter_innen, die mit massiven Mietsteigerungen und häufig auch illegalen Schikanen für die Luxussanierung rausgeworfen werden.
Wir wollen uns aktiv gegen diese Entwicklung wehren. Ein sozialverträgliches Wohnen ist mit dem jetzigen durch Spekulation hochgetriebenen Hauspreis nicht zu machen und wir sehen auch keinen Grund dieses Spiel mit zu spielen. Eine Realisierung des Spekulationspreises findet mit uns nicht statt. Wir zahlen nicht den Preis für die Spekulation, das Spekulationsrisiko tritt ein! Wie gesagt wir sind bereit einen fairen, sozialverträglichen Preis zu bezahlen: unseren Preis, nicht den der Spekulant_innen!
Widerstand gegen diese Entwicklung funktioniert nur gemeinsam! Wir wollen die Linie206 als sozialen und kollektiven Wohnraum und politisches Projekt erhalten. Wir verstehen uns als lebendigen Gegenstandpunkt zu der immer individualisierteren, neoliberalen Arbeits- und Tourismuswelt im Kiez um uns herum und sind solidarisch mit Mieter_innenkämpfen und Projekten in Berlin und allen emanzipatorischen Gruppen und Einzelpersonen, die sich gegen das kapitalistische Herrschaftssystem wehren.
Wir rufen auf uns in unserem Kampf um die Zukunft der Linie206 als selbstverwaltetes, emanzipatorisches Projekt und die Kämpfe anderer Mieter_innenvernetzungen und bedrohter Projekte zu unterstützen!
Berlin bleibt dreckig, bunt und scheckig, schwarz und zeckig!
Wir bleiben Alle!
About us
Dear friends and supporters of Linienstrasse 206!
at Linienstrasse 206 (Berlin) there has been a lively political house-project for more than 23 years.
There have always been new owners every now and then, who‘ve tried to get rid of the people who live there in order to make a profit with the house. Up to now these attempts have always failed thanks to the resistance of people living there and supporters.
The new owners Bernd-Ullrich Lippert and Frank Wadler have also turned out to be inimicable to the house: Up to now they are refusing any direct contact or negotiations with us concerning the future of the house. Quite the contrary- they are making life difficult for us. After a forced inspection of the house, and all our offers for talks being rejected, they forced to be given the front-door keys, they sent us warnings for all the tenancy agreements, a termination of one contract and then an eviction suit, which was overruled in trial court. Of course they now want to appeal against this decision.
This course of action is obviously aiming to kick us out and we, as occupants (paying rent by the way), friends and beneficiaries, are not going to put up with this!
As it had become very clear since the beginning of 2011 that Lippert and Wadler are not willing to cooperate, we knew that we had to set up a campain to save this wonderful house-project:
„We are not going to pay for your speculation!“
With this we have been present at many demos-for example to save other threatened and endagered projects such as Schokoladen (which was saved!), KVU and Baiz, as well as WirBleibenAlle- and Walpurgisnight -Demos.
In order to make our point clear towards the owners, there have been three ralleys so far- one in front of Lipperts house in Bukow, one in front of Wadlers office (formerly at Ku‘Damm) and one in front of Wadlers house at Nikolassee.-and there’s more to come!
We‘re at courtyard- and street-parties of projects we‘re friends with, we keep on writing new flyers and printing T-Shirts, which we offer whenever possible, in order to make solidarity visible. And we are not going to slow down!
Also we are closely linked with other housing-projects, with groups tackling issues concerning rent and local structures, with who we‘re fighting for a different city and society.
Supporters have made a Soli-CD, have written loads of postcards to the owners, are collecting money, writing a blog and are always thinking of new ideas how to save this house!
Furthermore we are in contact with local politicians and have had a first meeting with the city council, who support the project and have invited the owners-which unfortunately again have not reacted so far.
So, there’s a lot to be done, but in spite of all these efforts and challenges we are enjoying living together and making the most of it!
We want to fight for Linienstrasse 206 as a political house that provides social and collective living space!
We see ourselves as a part of the movement of tenants against high rents and against being driven out of their homes.
And as part of movements for an emancipatory society and the idea of living together beyond being profit-oriented and isolated.
We thank you all for your energetic support, which gives us lots of courage and strength!